Wie ich lernte den Virus zu lieben
Begrüßung: Martin Schumacher, Kulturdezernent der Stadt Oldenburg
Im Rahmen der Ausstellung "Systemstörung" findet im Edith-Ruß-Haus für Medienkunst am 20. Oktober, um 19 Uhr die Veranstaltung "Wie ich lernte den Virus zu lieben" statt. Eingeladen wurden die Virenexperten Luca Bertini und Jaromil, die darüber berichten, wie und warum sie Computer-Viren schätzen lernten.
Kaum ein User weiß, wie ein Virus funktioniert oder kann seine tatsächliche Gefahr einschätzen. Wieviel Poesie und Ästhetik in einem Virus stecken kann, weiss Luca Bertini von der Künstlerinitiative vi-con. Bertini hat zwei Liebesviren entwickelt, die einander im Internet suchen ohne Computer oder Dateien zu beschädigen. Sie leben eine Zeit lang in weniger stabilen Ordnern und hinterlassen ein kleines Zeichen ihrer Anwesenheit. Wenn sie sich nicht finden, ziehen sie sich wieder zurück und versuchen ihr Glück in einem anderen Computer aufs Neue.
Jaromil: "Ein Virus-Autor ist daran interessiert, die Durchlässigkeit des Netzes zu untersuchen. Ein Geflecht von solchen Dimensionen, wie das Internet sie besitzt, kann in keiner Typographie widergespiegelt werden. ... Würde man dem Internet ein Kontrastmittel in den Organismus injizieren, um Beschaffenheit und Struktur nachzuvollziehen zu können, dann würde sich als Resultat der typische Verlauf von Blutgefäßen ergeben. Unternehmen wir jetzt eine Anstrengung und betrachten wir die Ursprünge des Forschergeists, so wie wir ihn uns in unserer Geschichte darstellen können, in der Geschichte der bekannten, organischen Welt."
"Michelangelo" oder "I love You" sorgten für Panik im World Wide Web und die Presse berichtete von weltweiten Störungen und verheerenden Verluste. Viren-Programmierer und Viren-Jäger sind fester Bestandteil eines Systems, in dem das Viren-Programmieren zur kriminellen Tat avanciert ist, und sich das lukrative Geschäft mit Viren-Scannern als letzte Rettung vor dem totalen Viren Breakdown legitimiert. Das Edith-Ruß-Haus für Medienkunst gibt mit dieser Veranstaltung jedem die Chance, dieses Phänomen aus einer anderen Perspektive zu betrachten und die Ästhetik in dem zu finden, was er fürchtet.
In Kooperation mit dem Amt für Wirtschaftsförderung Oldenburg