Harun Farocki: Bilder der Welt und Inschrift des Krieges
Shock and Awe - Kriegsbilder zwischen Dokumentation und Ideologie

Harun Farocki: Bilder der Welt und Inschrift des Krieges, 1988, 75 Min.
mit einem Kommentar von Hito Steyerl
Luftaufnahmen von 1944 zeigen die Konzentrationslager in Auschwitz. Die Aufklärer der amerikanischen Luftwaffe haben sie zufällig mit fotografiert, als sie die IG-Farben-Werke in Monowitz für die Bombardierung erfassten. Kommentare auf den Luftaufnahmen machen deutlich, erst Jahrzehnte später und mit dem Wissen der Nachkriegsjahre wurde entdeckt, was die Alliierten nicht sehen wollten oder konnten: Die Gaskammern, die Todeswand und hunderte von Menschen. Die Aneignung der Welt durch Bilder und die Enteignung der menschlichen Sinne und Fähigkeiten diese zu deuten ist das zentrale Thema des Films. In einem Transfer historischer und aktueller Strategien von Kriegsbildern werden ihre medialen Stereotypen, wird ihre "Inschrift des Krieges" entlarvt.
Geboren 1944 in Nový Jicin (Neutitschein), 1966-68 Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Nach Dozenturen in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Manila, München und Stuttgart, 1993-1999 visiting professor an der University of California, Berkeley. Farockis Oeuvre umfasst an die 90 Filme, darunter drei Spielfilme, Essayfilme und Dokumentationen. Seit 1966 zahlreiche Publikationen. 1974-1984 Redakteur und Autor der Zeitschrift Filmkritik (München). Seit 1990 außerdem zahlreiche Ausstellungen in Galerien und Museen.
"Die Bilder zeigen also die Wahrheit - aber eben nicht die "ganze" Wahrheit. Sie erweisen sich als janusköpfiges Konstrukt, in dem "Momente der Wahrheit" artikuliert werden können."
Hito Steyerl, Dokumentarismus als Politik der Wahrheit, 2003.
In ihren letzten Arbeiten widmete sich die Autorin Hito Steyerl dem philosophischen Begriff der Wahrheit und untersuchte seine Bedeutung im Kontext der aktuellen Popularität dokumentarischer Strategien.
Lebt in Berlin, studierte Spiel- und Dokumentarfilm an der Hochschule für Visuelle Künste in Tokio und an der Akademie für Fernsehen und Film in München. Sie veröffentlichte filmische und literarische Essays zu Globalisierung, Rassismus und postkolonialer Kritik.