Ausstellung

Counter-Expeditions

Felipe Castelblanco
02.07.2025 - 28.09.2025
  • Felipe Castelblanco & Lydia Zimmermann: Ayênan, 2020
    Felipe Castelblanco & Lydia Zimmermann: Ayênan, 2020
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Das Haus für Medienkunst Oldenburg präsentiert Counter-Expeditions, eine große Einzelausstellung des kolumbianisch-amerikanischen Künstlers, Forschers und Filmemachers Felipe Castelblanco. Die Ausstellung zeigt sowohl mehrere neue Arbeiten als auch eine Retrospektive seiner zehnjährigen interdisziplinären Praxis. Zu sehen sind Filme, Videoinstallationen und Fotografien, die in Zusammenarbeit mit Gemeinden in verschiedenen Regionen entstanden sind – von den Ausläufern des Anden-Amazonas bis zum Nordatlantik.

Verwurzelt in einer konzeptionell reichhaltigen Praxis der ortsspezifischen Forschung und der künstlerischen Intervention, schlägt Counter-Expeditions ein radikales Überdenken des kolonialen und erkenntnistheoretischen Erbes der Expedition vor. Während die traditionelle Expedition als Akt der Eroberung, Entdeckung oder Ausbeutung verstanden wird, eröffnen Castelblancos Gegen-Expeditionen eine wechselseitige Form der Bewegung, bei der Begegnung, Zuwendung und Dialog mit Menschen und Orten im Vordergrund steht. Diese Werke laden uns dazu ein, die physischen, mentalen und politischen Grenzen zu überschreiten, die Wissenssysteme und Weltanschauungen voneinander trennen.

In den Gegenexpeditionen bildet die Bewegung der Reisenden durch das Gelände ein Kontinuum, das einen Ort mit dem nächsten in Dialog setzt. Die Gegenexpeditionen zielen daher nicht darauf ab, die Erinnerung, den Ort oder die Neuheit der Begegnung in Besitz zu nehmen. Sie versuchen auch nicht, Teile der Landschaft für sich zu beanspruchen, um ihre Reise zu rechtfertigen. Stattdessen bringen die Gegenentdecker neue Energie in das ökosoziale Gefüge ein, dem sie begegnen, und zwar durch Angebote, Gegenseitigkeit, Feiern, Kontemplation und Zusammenarbeit mit denjenigen, die an den Orten leben und für sie sorgen, die sie aufnehmen. Im Gegensatz zum Flaneur ist der Gegenexpeditionist exponiert und sein eigener Körper erträgt, filtert, absorbiert und trägt sogar jeden Ort in sich als eine Sammlung von Erfahrungen, Vermischungen, Verirrungen und seltsamen Begegnungen mit biokulturellen Landschaften in ständigem Wandel.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die neue Mehrkanal-Videoinstallation Tunda: A Quantic Plant and the Devil's Breath sowie die Installationen Detrás de La Noche, Tulpa und Inverted Oasis (alle 2025). Weitere gezeigte Werke sind unter anderem Ayênan: Water Territories (2022) und Rio Arriba / Upriver (2020). Mit diesen Projekten bietet Castelblanco eine Methodik des „Anderen Reisens“ an, die die Grenzen zwischen partizipativer Kunst, Feldforschung, Film und Aktivismus verwischt. In seinen Arbeiten stellt er den Körper in den Vordergrund, als ein sensibles Instrument des Erkennens, Verlernens und Mitgestaltens von Erzählungen in Gebieten, die von Brüchen und ökologischen Veränderungen geprägt sind.

Als Erweiterung der Ausstellung wird vom 6. September bis zum 2. November im Pulverturm die 3-Kanal-Videoinstallation Driftless (2012-2020) von Felipe Castelblanco gezeigt.

Tunda: A Quantic Plant and the Devil's Breath ist im Rahmen des Forschungsprojekts Plants_Intelligence. Learning like a Plant (2022–2025) entstanden. Ein Rechercheprojekt von Yvonne Volkart, Felipe Castelblanco, Julia Mensch und Rasa Smite, gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds und durchgeführt vom Institute Art Gender Nature an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW. Im Jahr 2024 erhielt Felipe Castelblanco das Stipendium für Medienkunst am Haus für Medienkunst Oldenburg, gefördert von der Stiftung Niedersachsen.

Eröffnung: 02.07.2025 17:30

    Tunda (excerpt)

  • Tunda: A Quantic Plant and the Devil’s Breath © Felipe Castelblanco 2025

Gefördert durch

Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Stiftung Niedersachsen
EWE Stiftung